Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Orientalistik - #4

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Geschichte des Seminars

Der Oriens Christianus an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg verdankt die Konstituierung als eigenes Fach Prof. Dr. Alexander Böhlig, Professor an den Universitäten Halle und Tübingen, der international zu den bedeutendsten Gnosisforschern und Koptologen zählte.

Ursprünglich gehörte Böhlig zur Theologischen Fakultät, von der er sich dann trennte und sich der Philosophischen Fakultät anschloss. Hier gehörte der Christliche Orient zum Institut für Orientalistik.

Vor 1989 hieß das Fach "Seminar für Byzantinistik", da es aus ideologischen Gründen verpönt war, einen Studiengang nach der Religion zu benennen. Die Literatur, Kultur und Religion der sechs christlich-orientalischen Völker wurde quasi als Anhängsel der byzantinischen Kultur und Religion betrachtet. Das ist nicht unbedingt falsch, berücksichtigt man den unübersehbaren Einfluss der Reichskirche auf die altorientalischen Kirchen. Texte griechischsprachiger Theologen wurden in alle Sprachen der Orientkirchen übersetzt und bilden einen unverzichtbaren Grundbestand der jeweiligen Literatur.

Als die Familie Böhlig nach einer Ägyptenreise Anfang der Sechzigerjahre nicht mehr zurückkehrte, gelangte die Bibliothek in den Besitz des halleschen Seminars. Alexander Böhlig gründete später ein gleichnamiges Seminar an der Universität Tübingen.

Prof. Dr. Alexander Böhlig

Vor 50 Jahren erhielt Alexander Böhlig (1912-1996) einen Ruf an die Theologische Fakultät in Halle, um hier das Fach Oriens Christianus zu vertreten. Fünf Jahre später gelang es ihm, das Fach an der Philosophischen Fakultät zu etablieren, ohne jedoch die natürlichen Bezugspunkte zu vernachlässigen und die traditionell guten Beziehungen zu theologischen Fächern aufzugeben.
Alexander Böhlig studierte Evangelische Theologie und orientalische Sprachen an der Berliner Universität, wo er 1934 mit "Untersuchungen zu den koptischen Proverbientexten" zum Dr. phil. promoviert wurde. Zu diesem Doktortitel kam 1947 der Dr. theol. der Universität Münster hinzu, und vier Jahre später habilitierte sich Alexander Böhlig an der Philosophischen Fakultät der Universität München auf dem Gebiet der Philologie des Christlichen Orients.
Alexander Böhlig gehörte zu den international renommiertesten Koptologen und Gnosisforschern. Diese Interessen prägten auch in der Folgezeit wesentlich das Profil des Christlichen Orients in Halle.
1963 kam er von einer Forschungsreise nach Ägypten nicht mehr in die DDR zurück. Enttäuscht bemerkte er in einem Brief an den Rektor der halleschen Martin-Luther-Universität, dass er sich nicht mehr in der Lage sehe, unter den gegebenen Umständen sein Fach weiterhin frei und ohne Zwänge zu vertreten.
Bis zu seinem Tode forschte und lehrte Alexander Böhlig am Seminar für Sprachen und Kulturen des Christlichen Orients an der Universität Tübingen.

Stiftung

Die Ehe von Alexander Böhlig und seiner Frau Gertrud, die auf byzantinistischem Gebiet forschte, blieb kinderlos, und so verfügten sie in ihrem Testament, eine Stiftung innerhalb des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft zu errichten. Mit ihr sollten die vom Ehepaar Böhlig vertretenen Fächer gefördert werden.

Förderpreis

Die Gertrud-und-Alexander-Böhlig-Stiftung verleiht regelmäßig einen Nachwuchs-Förderpreis an junge Wissenschaftler, die hervorragende Arbeiten zu christlich-orientalischen Philologien oder auf byzantinistischem Gebiet veröffentlicht haben.

Gedächtnisvorlesung

Zu Ehren des verdienstvollen Forschers der Kultur des Oriens Christianus findet jährlich eine Alexander-Böhlig-Gedächtnisvorlesung statt. Bisher kamen die Vortragenden und Preisträger von unterschiedlichen Universitäten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Dänemark.

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